Wenn “Du bist toll!” mehr als ein Spruch ist
Alina* kam seit fast zwei Jahren nicht mehr zum Kindertreff. Irgendwie war der Kontakt abgebrochen. Bis Tim sie in der Spanischen Furt auf der Straße traf und sie wieder einlud. Seitdem kommt sie jede Woche zusammen mit ihrem kleinen Bruder. Man sieht Alina an, dass sie es bisher nicht einfach hatte. Ihr Bruder ist weit hinter seinem altersgemäßen Entwicklungsstand und beide wirken bedürftig, sind schnell eingeschüchtert und haben wenig Selbstbewusstsein. Trotzdem, oder gerade deshalb, kommt Alina gerne. Sie spielt und bastelt, streitet und lacht, hüpft, rennt und singt mit den anderen Kindern.
Aber in einem Punkt unterscheidet sie sich von vielen anderen Kindern. Sie kann es nicht leiden wenn jemand sie lobt oder ermutigt. Sagt ihr eine Mitarbeiterin, sie sei hübsch, widerspricht sie. Wenn sie jemand lobt ebenfalls. Und als ihr letztens eine Mitarbeiterin sagte, sie sei echt toll, lief sie zu ihrem Bruder und sagte „Pascal*, ich bin nicht toll, oder?“ Er verneinte, wie erwartet. Und so war ihre traurige Welt voller Selbstablehnung wieder hergestellt.
Bis sie, wie jedes Kind, beim Kindertreff zu ihrem Geburtstag ihre Geburtstagstüte bekam. Zufällig war diese Tüte mit einem Spruch beschriftet: „Du bist toll!“ Aufgeregt lief sie sofort zu ihrem Bruder: „Guck mal, hier steht ich bin toll!“ Danach rannte sie weiter zu den Mitarbeitern und zu ihrer Freundin. Alle sollten es mit eigenen Augen sehen, als wäre eine Route zu ihrem Herzen frei geworden. Als würde sie es zum ersten Mal nicht nur hören, sondern verstehen. Nicht nur wahrnehmen, sondern glauben: „Hier steht: Ich bin toll!“ „Lies mal, hier! Ich bin toll!“
In solchen Momenten schöpfen wir Kraft, Motivation und Hoffnung. Und unser Glaube, dass jeder wir als Die Stadtinsel einen Unterschied in dem Leben der Kinder machen können, wird wieder neu entfacht. Alinas Geschichte zeigt uns nicht nur, dass selbst der kleinste „Ich bin toll“-Sticker das Potential hat zu ermutigen. Ihre Geschichte erinnert uns, dass kein Kind zu viel schlechtes gehört hat um hoffnungslos zu enden. Es kann viel Destruktives Raum haben im Leben der Kinder, aber nicht so viel, dass es keinen Platz mehr für Hilfe und Wertschätzung gibt. Kein Kind kann so wenig Selbstbewusstsein haben, dass es keine Hoffnung mehr gibt! Die beständige und regelmäßige Ermutigung und Hoffnung, die unsere Mitarbeiter in das Leben der Kinder sprechen, finden den Weg zu ihren Herzen. Manchmal durch Taten, manchmal durch Worte oder durch Sprüche auf Tüten. Egal wie, wir wollen, dass diese Kinder Hoffnung erleben und sind dankbar Teil von Alinas Geschichte sein zu dürfen.
Vielen Dank an alle, die mit ihrem Einsatz, ihrer Zeit oder mit ihrem Geld diese Arbeit unterstützen um Geschichten wie die von Alina zu schreiben!
*Name geändert